
Die Instinkte des Torjägers funktionierten, zumindest sah es auf den ersten Blick so aus. Niclas Füllkrug tat, was ein Stürmer tun muss: Wenn man in einem Spiel zwei Tore geschossen hat, sollte man alles daran setzen, auch noch ein drittes zu erzielen.
Also schnappte sich Füllkrug den Ball, nachdem die Schiedsrichterin Maria Sole Caputi auf dem Monitor am Spielfeldrand ein Foul an Nico Schlotterbeck erkannt und folglich doch noch auf Elfmeter für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft entschieden hatte. Füllkrug, Schütze der beiden einzigen Treffer gegen Peru an diesem Abend in Mainz, würde sich die Chance auf seinen ersten Hattrick im Nationaltrikot nicht entgehen lassen. Dachte man.
„Er ist für Tore da. Die hat er gemacht“
Man dachte falsch. Füllkrug betätigte sich lediglich als Bringdienst, überreichte Kai Havertz den Ball, der in der Besprechung am Nachmittag zum Elfmeterschützen bestimmt worden war – und den Ball schließlich an den Pfosten setzte. So blieb es bis zum Schluss beim 2:0 für die Deutschen.
Auf den ersten Blick ist Niclas Füllkrug trotz seines fortgeschrittenen Alters von 30 Jahren in der Nationalmannschaft eben immer noch ein ziemlicher Frischling, der es aus gutem Grund nicht wagt, gegen die Autoritäten aufzubegehren. Auf gerade fünf Länderspiele kommt er bisher; gegen Peru stand er sogar erstmals überhaupt in der Startelf.
Andererseits hat Füllkrug nun bereits fünf Tore für das deutsche Team erzielt. Nicht von ungefähr musste Bundestrainer Hansi Flick sich nach dem Sieg gegen die Peruaner fragen lassen, ob der Mittelstürmer nun endgültig bei ihm gesetzt sei. „Niclas ist ein Spieler, der schon besonders ist“, sagte Flick. Weil er sehr selbstbewusst sei und der Mannschaft sehr viel positive Energie gebe. „Er ist für Tore da. Die hat er gemacht.“
Vor anderthalb Jahren noch in der zweiten Liga – auf der Bank
Niklas Füllkrug vom SV Werder Bremen besetzt eine Rolle, die in der Nationalmannschaft lange vakant war: die des klassischen Neuners, der sich im Strafraum mit Lust und Laune ins Getümmel stürzt. „Er steht genau dort, wo er zu stehen hat. Wie ein Torjäger“, sagte Flick.
Füllkrugs Nationalmannschaftskarriere ist ohne Frage eine der ungewöhnlicheren der jüngeren Vergangenheit. Vor anderthalb Jahren spielte er noch mit Werder in der Zweiten Liga. Beziehungsweise spielte nicht, da er seinen Stammplatz verloren hatte. Inzwischen aber besitzt Füllkrug ein Standing, dass man fast auf die Idee kommen könnte, der Bundestrainer habe sein System nur deshalb modifiziert und die Mannschaft neu tariert, um das gesamte Spiel stärker auf den Mann in der Spitze zuzuschneiden.
„Ich bekomme hier immer meine Situationen im Strafraum“, sagte der Mittelstürmer, „werde gut in Szene gesetzt.“ Genau wie in Bremen, wo er mit seinem kongenialen Partner Marvin Duksch eine Doppelspitze bildet, bekam er von Flick nun auch in der Nationalmannschaft mit Timo Werner einen zweiten Stürmer an die Seite gestellt. „Das hat uns heute gutgetan“, sagte Joshua Kimmich, der Kapitän des Teams.
ncG1vNJzZmhpYZu%2FpsHNnZxnnJVkrrPAyKScpWeenrCtrdJmna6dnKG4s8HGZpufml9tf3R8kXBu